In der letzten Ausgabe des Jagdblatts haben wir Optiken für das Long Range Hunting vorgestellt und gezeigt, welche Spektive man für diese Jagdart, aber auch für das Schießtraining benutzen kann. Nun möchten wir gerne die zugehörigen Waffen zeigen. Wir arbeiten für unser Projekt „Die Long Range Hunting Büchse 2024“ derzeit an drei verschiedenen Waffenkonfigurationen unterschiedlicher Preisklassen und Ausbaustufen. Unser Ziel ist es, Euch unterschiedliche Möglichkeiten aufzuzeigen und einen breiten Überblick über Waffen für das Long Range Hunting zu verschaffen.
Eingangsvideo zu dem Büchsenprojekt
In unserem Eingangsvideo haben wir Euch dargestellt, welche Gesichtspunkte bei der Wahl einer Waffe für uns eine Rolle spielen. Konkret ging es um die richtige Optik, den passenden Schaft, ein System, die Kaliberwahl und ein Zweibein. Da wir gerne zeigen wollen, dass man bereits mit einer Out-of-the-Box-Waffe gute Ergebnisse erzielen kann, aber mit einer Custom-Waffe das letzte Quäntchen Performance aus den Patronen holt, haben wir unterschiedliche Waffenmodelle angeschafft. Genau gesagt geht es um eine Custom-Waffe von ALPIN PRECISION, eine HMS Strasser Semi Custom-Waffe und eine BERGARA B14 Wilderness Sierra im „Werkszustand“. Bei der Wahl des Zubehörs zu den Waffen haben wir darauf geachtet, dass die Komponenten preislich zu den Waffen passen, was wir im Folgenden gerne darstellen möchten.
Die Out-of-the-Box-Waffe
Bei der Out-of-the-Box-Lösung haben wir uns für Komponenten mit einer guten Preis-Leistung entschieden. Die Wahl ist auf eine BERGARA B14 Wilderness Sierra im Kaliber .300 PRC gefallen. Die B14 Modelle sind Rem 700 Clone, sprich, möchte man die Waffe anpassen, kann man auf den kompletten Aftermarket der Rem 700 Komponenten zurückgreifen. Wir belassen die Waffe jedoch zunächst im Auslieferungszustand und konzentrieren uns auf den Aufbau der Waffe. Der Sierra Schaft ist ein Standardschaft mit verstellbarem Schaftrücken zur Anpassung des Schaftes an den Schützen. Am Vorderschaft verfügt die B14 über zwei Riemenbügel; an einen der Riemenbügel haben wir ein Harris 1A2-BRM Zweibein angebracht. Die Optik ist das bereits dargestellte MINOX LR Zielfernrohr. Als Montagebasis haben wir eine Rem 700 Picatinnyschiene mit 20 MOA Vorneigung von unserem Freund Reiner Hennig genommen. Montiert wird das Glas mit zwei SPUHR Montageringen. Das Kaliber ist das stärkste Kaliber der PRC Familie. Wir hatten die Gelegenheit, die Waffe in Dänemark auf der 3000 m Bahn zu testen und haben mit unserer Serienmunition Streukreise von 1MOA auf die Distanz bis 1000 m halten können. Grundvoraussetzung für die Verwendung der Geschosse der PRC Familie ist ein entsprechend angepasster Lauf. BERGARA bietet Läufe für dieses Kaliber in 24“ mit einem 1:9 Drall an, was in Ordnung ist und ein Grund für unsere Entscheidung zu dieser Waffe war (die Firma HONRNADY gibt die ideale Drall-Länge für das Kaliber .300 PRC mit 1:8,5 an). Die MINOX Optik reicht für Schüsse bis zu dieser Distanz vollkommen aus und das Absehen des LR bzw. die Verstellung macht sogar das Speed Drop Verfahren möglich. Die gesamte Waffe samt Montage und Optik wiegt 5,1 kg. Leider hatten wir bisher nur die Gelegenheit, die Waffe auf der Schießbahn zu testen. Wir versprechen jedoch, die Waffe auch jagdlich zu führen und in diesem Magazin dazu zu berichten.
Die Semi Custom-Waffe
Die nächste Steigerung zu der Serienwaffe ist unsere HMS Strasser RS 700 im Kaliber 6,5 PRC. Die Waffe ist ein Geradezugrepetierer mit Rem 700 Footprint, sprich, auch für die Waffe kann man auf alle Aftermarket-Komponenten für Rem 700 Systeme zurückgreifen. Was dem Schützen gleich zu Beginn auffallen wird, ist der extrem sanfte Verschlussgang der Strasser, der das Repetieren zu einem Genuss macht. Die Spezialität der Waffe ist allerdings, dass Mathias Strasser es geschafft hat, einen Geradezugeverschluss in ein Rem 700 System zu packen und somit eine maximale Anpassbarkeit für den Besitzer zu schaffen. Anders als bei den meisten Rem 700 Modellen verfügt die Strasser nicht über eine Abzugssicherung, sondern hat am Verschluss eine mit dem Daumen bedienbare Schlagbolzensicherung. Der Lauf der Waffe ist ein 26“ Jagdmatchlauf und wird zusammen mit dem System in einen PSE Carbonschaft gebettet - ebenfalls mit verstellbarem Schaftrücken. Beim Zweibein haben wir uns für das hauseigene Zweibein der Firma Strasser entschieden, das BONE-Carbon. Bei der Optik fiel die Wahl auf eine Zero Compromise 527 mit MPCT2 Absehen. Das MPCT2 Absehen ist dem Absehen der LR Baureihe von MINOX ähnlich und man kann auch dieses Zielfernrohr für das Speed Drop Verfahren nutzen. Montiert wird die Optik mit zwei ZCO Montageringen auf der dafür vorgesehenen 20 MOA geneigten Strasser Picatinny Schiene. Die Waffe samt Optik und Montage wiegt 5,9 kg. Wir verwenden die Waffe auf unseren Weitschuss-Seminaren und haben bereits sehr viel mit der Waffe geschossen und schießen lassen. Bis jetzt funktioniert die Waffe tadellos und erfreut sich großer Beliebtheit. Jagdlich führen wir die Waffen in unseren weitläufigen Revieren in Thüringen und konnten mit der Konfiguration viele jagdliche Erfolge auf alle Wildarten (bis auf Rotwild und Raubwild) erzielen. Jagdlich haben wir bisher die Precision Hunter 6,5 PRC ELD-X in 143 grs verwendet. Die Geschosse haben sowohl auf Distanzen von 100 m als auch auf 300 m angesprochen und die gewollte Wirkung erzeugt.
Die Custom-Waffe
Kommen wir nun zu der letzten Waffe im Bunde, der ALPIN PRECISION. ALPIN PRECISION ist das Unternehmen von Moritz Mayr (PRS Spitzensportler), der Generalimporteur für verschiedene Highend Komponenten aus den USA ist. Moritz hat sich darauf spezialisiert, besonders hochwertige Waffen für das PRS Shooting zusammenzustellen und zu vertreiben (die Waffen von Moritz erhaltet Ihr selbstverständlich über uns ). Zusammen mit Moritz haben wir auf Basis der von ihm importierten Komponenten eine Long Range Hunting Büchse auf dem Niveau einer Büchse für den Spitzensport zusammengestellt. Da an der Waffe fast keine Serienkomponenten verbaut sind, wollen wir im Detail auf die einzelnen Ausstattungsmerkmale eingehen. Der Lauf mit Patronenlager ist ein 24“ Lauf mit 1:8 Drall im Kaliber 7mm PRC von Trevis Stevens aus den USA. Travis ist wahrscheinlich derzeit einer der Top 3 Büchsenmacher in den USA und für seine hervorragenden Läufe und Patronenlager bekannt. Das System ist ein Rem 700 System von Lone Peak ebenfalls aus den USA. Die nächste Besonderheit ist der Schaft von Foundation Stocks. Die Firma Foundation hat sich auf die Produktion hochwertiger Micarta-Schäfte für den Spitzensport spezialisiert. Unsere Wahl fiel auf das Schaftmodell „Revelation“, den leichtesten Schaft mit verstellbarem Schaftrücken aus der Gesamtkollektion. Das an der ARCA Swiss Schiene angebrachte TBAC Zweibein ist hervorragend für die Waffe geeignet und vergleichbar mit dem BONE von Strasser. Bei der Optik fiel die Wahl auf das MINOX ZP5, welches wir über SPUHR Montageringe auf dem Lone Peak System angebracht haben. Auch der Abzug ist selbstverständlich nicht von der Stange; hier haben wir einen TacSportPro vom Bixn Andy verbaut. All diese hochwertigen Komponenten haben einen Nachteil: Sie sind keine Leichtgewichte; die Waffe wiegt insgesamt 6,5 kg. Somit ist die Waffe zwar leichter als viele Präzisionsgewehre, aber eben schwerer als die meisten Jagdwaffen. Wir haben die Waffe in Polen auf der 1250 m Bahn getestet und problemlos mit der Precision Hunter Munition von Hornady einen Streukreis von 1MOA auf die gesamte Distanz halten können. Das Schießen mit der Waffe in diesem Kaliber ist fast etwas witzlos, da es so einfach und präzise ist. Jagdlich wird die Waffe in Oberbayern geführt. Dort wird mit der Waffe in Revieren gejagt, die weites Schießen voraussetzen. Hauptsächlich wird mit der Waffe Rotwild auf weite Distanzen bejagt und das
sehr erfolgreich. Hat man die Waffe erstmal ins Revier getragen und sich von der Anstrengung erholt, ist das Schießen eine Wonne.
Wie geht’s jetzt weiter?
Wir möchten gerne klären, wie man sich dem Long Range Hunting nähern kann und wie man einen Einstieg in das Thema findet. Weiter oben im Text haben wir Euch drei Konfigurationen exemplarisch dargestellt. Jens hat Euch in einem anderen Artikel hier im Jagdblatt das Kaliber 7 mm PRC vorgestellt. Nun habt Ihr einen kleinen Überblick bekommen, was man für das Long Range Hunting benötigt und welche Kaliber (neben den etablierten Kalibern) in Frage kommen. Möchtet Ihr Euch eine Waffe für diese besondere Jagdart zulegen, müsst Ihr mit folgenden Kosten in der ersten Stufe rechnen:
- Die dargestellte „Out-of-the-Box-Konfiguration“ kostet bei uns 3200€
- Die Semi Custom-Waffe Konfiguration 9500€
- Und die Custom-Waffe kostet 12500€
Nun ist es mit den Waffen nicht getan. Auf der zweiten Stufe sollte man über die Anschaffung weiterer Ausrüstungsgegenstände nachdenken. Möchte man zum Beobachten ein Spektiv, muss man hierfür ca. 1800€ veranschlagen. Zum Transport der Waffe im Revier empfiehlt sich ein entsprechender Rucksack, der ca. 300€ kostet.
Am Ende muss man das Budget für diese Jagdart sauber planen. Wie oben gezeigt, kann man einen Einstieg in das Long Range Hunting für bereits 4000€ finden. In den folgenden Ausgaben des Jagdblatts werden wir detaillierter auf die PRC-Munitionsfamilie eingehen und die Präzisionsleistung der Waffe mit allen Komponenten weiter testen. Weiterhin wird Andi die Ladungen zu den Waffen entwickeln, die Daten hierzu werden wir auf dem Deutschen Jagdblog veröffentlichen. Weiterhin machen wir noch einige Videos zu den Waffen und wir planen selbstverständlich auch ein Jagdvideo hierzu zu erstellen.